Nach fünf Jahren Einsatz für eine „Kirche des gerechten Friedens“ wurden Matthias Binder und Meike Jacobs jetzt in der St.-Marien-Kirche vom Evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Osnabrück verabschiedet. Seit 2020 hatten der Pastor und die Diplom-Theologin und -Sozialpädagogin auf der Stelle „Friedensort Osnabrück“ erkundet und erprobt, wie wir persönlich und unsere Kirchengemeinden zu Mitgestalter*innen von Frieden und Gerechtigkeit werden können, was Frieden bedeutet in Bezug zu den inneren und äußeren Konflikten, in denen wir leben, und welchen Einfluss die Ideen von Frieden und Gerechtigkeit anderer Menschen, Religionen und Kulturen auf unseren eigenen Beitrag zu Frieden und Gerechtigkeit haben.
Wie können wir Brücken bauen über die Gräben unserer Zeit?
Begonnen hätten Matthias Binder und Meike Jacobs unter äußerst schwierigen Umständen: am 1. März 2020, also mitten hinein in die Corona-Krise, so Superintendent Dr. Joachim Jeska. „Sie haben wirklich das Beste daraus gemacht, Gespräche gesucht, wo es möglich war, sind aufmerksam durch unsere Stadt gegangen. Mit offenen Augen und Ohren. Und Sie haben sich zu den Motoren dieses kirchlichen Friedensortes entwickelt.“ Matthias Binder und Meike Jacobs hätten eröffnet, wie wir Brücken bauen können über die immer deutlicher zu Tage tretenden Gräben unserer Zeit und wie wir im umfassenden Sinne zur Versöhnung und zum Frieden beitragen können. Beide haben zahlreiche Veranstaltungen mit auf den Weg gebracht, darunter zwei Großereignisse: die Friedenskette zwischen Münster und Osnabrück am 24. Februar 2023, dem Jahrestag des Überfalls Russlands auf die Ukraine, und den Ökumenischen Kirchentag im Juni 2023, zu dem 15.000 Menschen gekommen sind. „Wir haben Ihnen viel zu verdanken, insbesondere auch dafür, dass Sie die kirchliche Stimme bei all den verschiedenen Friedensakteuren in der Stadt eingebracht haben und stets verlässliche Partner*innen waren“, sagte Dr. Joachim Jeska.
Breite, ökumenische Unterstützung in der Friedensstadt
Für den Runden Tisch der Religionen Osnabrück, in dem Vertreter*innen des Judentums, des Christentums, des Islams und der Bahá'í vertreten sind, hob Prof. i.R. Dr. Reinhold Mokrosch hervor, dass Matthias Binder und Meike Jacobs das Konzept „Sicherheit neu denken“ in die Stadt gebracht hätten. „Sicherheit neu denken“ beschreibt ein Szenario, wie Deutschland von einer militärischen zu einer zivilen Sicherheitspolitik gelangen kann. Dass der Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit in der Friedensstadt Osnabrück eine breite, ökumenische Unterstützung erfährt, zeigte auch die Anwesenheit zahlreicher Vertreter*innen anderer Religionen bei der Verabschiedung, darunter aus dem Bistum Osnabrück, der Evangelisch-reformierten Kirche und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Osnabrück. Leider sei es nicht gelungen, die Ausstattung des Friedensortes Osnabrück mit einer vollen Stelle über den 31. Dezember 2024 fortzuführen. Ab diesem Jahr stehe nur noch eine 25-Prozent-Pfarrstelle zur Verfügung. „Das ist natürlich ein gravierender Einschnitt, und es bedarf eines Neustarts, den der Kollege Pastor Cord-Michael Thamm in die Hand nehmen wird“, erklärte der Superintendent.