Die Vorstellung eines Kriterienkatalogs für die Kategorisierung von Sakralgebäuden hat die Mitglieder der Synode des Evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Osnabrück bei ihrer 18. ordentlichen Sitzung im Gemeindehaus der Petrus-Kirche in Osnabrück-Lüstringen beschäftigt. Auch die Themen Klimaschutzmanagement, Bericht der Diakonie Osnabrück Stadt und Land (DIOS), die Stellungnahmen zu neuen Gesetzen für die Kirchenmusik sowie das Ehrenamt und die Übergabe an die Mitglieder der Kirchenkreissynode (KKS) in der kommenden Periode ab 2025 wurden von den Synodalen besprochen.
Die Kategorisierung von Sakralgebäuden ist erforderlich, weil die Landeskirche Hannovers wegen sinkender Finanzmittel künftig nur noch außerordentliche Maßnahmen (AO) an Sakralgebäuden finanziert, die in Gruppe A eingeordnet worden sind. Für diese Einordnung wird eine Kriterienliste zu Grunde gelegt, über die die Mitglieder der KKS mitentscheiden. Vor der Sitzung der Synode hatte eine Arbeitsgruppe bestehend aus Vertreter*innen des Kirchenkreisvorstands (KKV), des Bau- und Finanzausschusses der KKS und des Kirchenamts Osnabrück einen Vorschlag erarbeitet. Dabei wird unter anderem unterschieden zwischen dem baulichen Zustand, dem baukulturellen Wert oder der Ausstattung des Kirchgebäudes. Weiterhin werden das Potenzial für die Mehrfachnutzung des Gebäudes, die Nutzungsfrequenz oder ein besonderes Nutzungsprofil der Kirche betrachtet und bewertet.
„Wenn dies abgeschlossen ist, haben wir eine Punkteliste, die zu einem Ranking der Sakralgebäude führt. Hier können die Gremien des Kirchenkreises aber einwirken und festlegen, welche Kriterien wir betonen möchten. Es geht auch um eine kritische Selbsteinschätzung mit Blick auf die Sakralgebäude und ihre Nutzung“, erläuterte Superintendent Dr. Joachim Jeska das Verfahren. „Einfach alle Gebäude in Gruppe A einzusortieren, wäre nicht hilfreich. Wenn wir mit Unterstützung der Fachleute aus dem Amt für Bau- und Kunstpflege, den Orgelrevisoren und dem Kunstreferat im Landeskirchenamt einen kritischen Blick auf die Kirchen werfen, bekommen künftige Entscheidungen über Gebäude eine solide Basis. Es geht ausdrücklich nicht darum, Kirchen auszusortieren. Vielmehr muss sich der Kirchenkreis bewusst sein, dass künftig zusätzliche Wege für die Finanzierung der Gebäude gefunden werden müssen“, betonte Jeska.
Im Anschluss an die Vorstellung der Bewertungsvorgaben diskutierten die Synodalen über unterschiedliche Aspekte des Verfahrens. Die Einbindung der Kirchengemeinden, die Erläuterung einzelner Kriterien, mögliche künftige Kooperationen mit anderen Kirchen der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen oder der zeitliche Rahmen waren Inhalte der Diskussion über die Kategorisierung der Sakralgebäude. Die Vorsitzende der KKS, Dr. Gisela Löhberg, wies darauf hin, dass die Kategorisierung eine zwingende Vorgabe der Landeskirche sei, um Gelder für AO-Maßnahmen beantragen zu können. „Schließen wir dieses Verfahren nicht bis Ende dieses Jahres ab, fügen wir dem Kirchenkreis erheblichen finanziellen Schaden zu“, sagte Löhberg. Die Punkteliste zur Kategorisierung sei Gegenstand einer Entscheidung durch die Mitglieder der KKS bei der übernächsten Sitzung im November, ergänzte Jeska.
Für die Arbeitsgruppe zum Klimaschutzmanagementkonzept berichtete Klaus Scherler aus Belm über den Zwischenstand. Das Klimaschutzgesetz der Landeskirche Hannovers sei ambitioniert. Mit den vier Bereichen Energiemanagement, Mobilitätsmanagement, nachhaltige Bewirtschaftung von Kirchenland und regionaler Stromerzeugung komme auf die Mitglieder in den Kirchengemeinden erheblicher zusätzlicher Aufwand zu. Daher sei die Planung sinnvoll, auf Ebene des Kirchenkreisverbands zwei Klimaschutzkoordinator*innen einzustellen, die durch Fördermittel des Bundes bezuschusst werden. Ob dies angesichts des Fachkräftemangels gelingen könne, müsse abgewartet werden. „Es ist wichtig, in den Gemeinden das Thema Klimaschutzmanagement zu bearbeiten“, lautete Scherlers Aufruf. Der Zeitplan, das Konzept bis Ende 2024 fertigzustellen, sei eng.
Für die Diakonie Osnabrück Stadt und Land (DIOS) berichtete der theologische Geschäftsführer Friedemann Pannen von aktuellen Aufgaben und Herausforderungen. Als Beispiel nannte er das Mehrgenerationenquartier Sedanstraße in Osnabrück. Wegen des erforderlichen Neubaus des Küpper-Menke-Stifts solle das gesamte Areal überplant werden. „Dafür sind wir in einem Beteiligungsverfahren mit der Stadt Osnabrück, den benachbarten Kirchengemeinden, der Universität und der Hochschule Osnabrück sowie der Nachbarschaft. Dabei stehen wir vor verschiedenen Fragen: Wie kann Bausubstanz erhalten und nicht abgerissen werden? Wie werden das Mobilitätskonzept oder Mobilitätsstationen gestaltet? Wie geht man mit ruhendem Verkehr um?“, zählte Pannen auf. Das gesamte Verfahren werde noch einige Zeit dauern. Ein Neubezug des Küpper-Menke-Stifts sei bis zum vierten Quartal im Jahr 2029 vorgesehen.
Über die geplanten landeskirchlichen Gesetze zur Kirchenmusik und zum Ehrenamt und die zugehörigen Stellungnahmeverfahren informierten Pastorin Dr. Jutta Tloka und Ehrenamtskoordinator Jörg-Christian Lindemann. Tloka wies darauf hin, dass das Kirchenmusikgesetz bisher „zu stark auf die Orgel fokussiert ist. Gerade wenn über Stellen für Pop-Kantor*innen andere Musik gefördert werden soll, brauchen wir auch andere Instrumente in den Kirchen. Und diese müssen ebenfalls gepflegt werden“, so Tloka. Unterschiede in der Bezahlung aufgrund verschiedener Ausbildungsabschlüsse sollten überdacht werden. Das Stellungnahmeverfahren laufe bis Mitte Juli. Der Entwurf könne online unter https://kirchenmusikerinnengesetz.landeskirche-hannovers.de kommentiert werden. Zum Ehrenamtsgesetz führte die KKS-Vorsitzende Dr. Gisela Löhberg aus, dass sie in Absprache mit Superintendent Dr. Jeska den Ehrenamtskoordinator des Kirchenkreises Osnabrück Jörg Christian Lindemann und den Kirchenkreisjugendwart Kimm Herlyn gebeten habe, geeignete Formate für die Beteiligung von Ehrenamtlichen vorzubereiten. Da das Stellungnahmeverfahren nach den Sommerferien starte, sei noch Gelegenheit, die Ehrenamtlichen für das Thema zu gewinnen, ergänzte Jörg Christian Lindemann. „Das Gesetz reicht weit in die Zukunft, reicht in eine Kirche hinein, die wir noch gar nicht kennen. Es ist sinnvoll, die Vorschläge der Rechtsabteilung mit unserer Erfahrung aus der täglichen Arbeit von und mit Ehrenamtlichen zu ergänzen“, so Lindemann.
Weitere Themen in der Sitzung der KKS waren Wahlen und Nachberufungen für die KKS-Ausschüsse und das Übergabeverfahren an die Mitglieder der kommenden KKS, deren Amtsperiode am 1. Januar 2025 beginnt.
Die nächsten Sitzungen der KKS finden am Dienstag, 17. September, um 18 Uhr und am Freitag, 29. November, um 17 Uhr statt.