Heiligabend 2020: vielfältig und inklusiv wie nie

Nachricht 28. Dezember 2020

Wie im Kirchenkreis Osnabrück dieses Jahr Weihnachten gefeiert wurde

Weihnachten wurde im Kirchenkreis Osnabrück wohl noch nie so vielfältig begangen wie in diesem Jahr. Manche Gemeinden feierten Heiligabend draußen wie „die Hirten auf dem Felde“, andere ließen den Engel die Weihnachtsbotschaft „digital“ verkünden.

Für jeden war etwas dabei, auch für die, die dieses Jahr keinen öffentlichen Gottesdienst zu Weihnachten besuchen konnten oder wollten: festliche Christvespern in der Kirche und stimmungsvolle Andachten unter freiem Himmel, live gestreamte Weihnachtsgottesdienste und vorab aufgezeichnete Krippenspiele, musizierende Erwachsene und singende Kinder, die Weihnachtsgeschichte als Erzähltheater und kleine Gottesdienste für zu Hause. Zum ersten Mal überhaupt gab es ein Angebot, das wirklich niemanden ausschloss: Die Kontaktstelle Inklusion des Kirchenkreises hatte in Zusammenarbeit mit der Heilpädagogischen Hilfe Osnabrück ein Video mit einem inklusiven Weihnachtsgottesdienst gedreht – in Leichter Sprache und komplett übersetzt in Gebärdensprache. „Heiligabend war noch nie so vielfältig und ermöglichte noch nie so vielen Menschen Teilhabe wie in diesem Jahr“, sagt Superintendent Dr. Joachim Jeska. „Wenn die Corona-Pandemie ein Gutes hat, dann ist es der Schub, den sie der Digitalisierung im Kirchenkreis verliehen hat.“ Der Kirchenkreis Osnabrück möchte das digitale Engagement seiner Gemeinden weiter fördern. „Deshalb werden wir alle 18 Kirchengemeinden bis Ende des kommenden Jahres mit einem einmaligen Digitalisierungszuschuss unterstützen“, erläutert Dr. Jeska.

Heiligabend war noch nie so vielfältig und ermöglichte noch nie so vielen Menschen Teilhabe wie in diesem Jahr.

Superintendent Dr. Joachim Jeska

Hoffnungsbotschaften im Stundentakt

Stellvertretend für die große Bandbreite der Angebote am Heiligen Abend stehen vier Gemeinden aus drei unterschiedlichen Regionen des Kirchenkreises. So stand in St. Katharinen in der Osnabrücker Innenstadt der Heilige Abend unter der Überschrift „Der Weg zur Krippe: sehen – hören – erleben – in der Kirche und zu Hause“. Dort gab es – immer zur vollen Stunde – acht „Krippenzeiten“, in denen die Weihnachtsbotschaft als Hoffnungsbotschaft auch in Zeiten der Unsicherheit im Vordergrund stand. Zwei der Krippenzeiten wurden live gestreamt, einschließlich der ökumenischen Christvesper. Beide sind weiterhin abrufbar über den YouTube-Kanal der Gemeinde. Während der Krippenzeiten konnten die Menschen Vertrautes in anderem Licht sehen, die Weihnachtsgeschichte hören, weihnachtlichen Liedern lauschen und im Anschluss mit einem kleinen Geschenk aus der Krippe zu Hause weiterfeiern.

Die Besucherinnen und Besucher waren sehr diszipliniert und haben sich wirklich berührt gezeigt.

Dr. Jutta Tloka, Vikarin in St. Katharinen

In der Katharinenkirche waren mehrere Weihnachtsbäume verteilt, und das Technikteam hatte für wechselnde Beleuchtung gesorgt, inklusive eines geheimnisvollen Blautons, in den der gesamte Kirchraum getaucht war. „Durch die großen Tannenbäume und die Lichtinstallation herrschte eine ganz besondere Atmosphäre in der Kirche“, erzählt Dr. Jutta Tloka, Vikarin in St. Katharinen. Und noch eines wäre aufgefallen, so Dr. Tloka: „Die Besucherinnen und Besucher waren sehr diszipliniert und haben sich wirklich berührt gezeigt.“

Auch am ersten Sonntag nach Weihnachten war es das besondere Licht, das die Menschen bezauberte. Durch die Kirchentür von St. Katharinen trat man in einen Wald. Statt Bänken standen einige Stühle verteilt zwischen Tannenbäumen im Kirchenraum, der blau-rot beleuchtet war – mit einem Sternenhimmel am Deckengewölbe. An einer großen historischen Weihnachtspyramide erläuterte Pastor Otto Weymann die Frage, worum sich alles dreht, wer sich auf welcher Etage dreht und wo der eigentliche Mittelpunkt liegt. Eine dichte und stimmungsvolle Atmosphäre in St. Katharinen im Licht der Kerzen, die jede Besucherin und jeder Besucher eingangs erhalten hatte.

Ökumenisch auf dem Schulhof

Die Matthäusgemeinde im Stadtteil Sonnenhügel hatte Heiligabend zu einer ökumenischen Christvesper auf dem Schulhof des Schulzentrums Albert-Schweitzer- und Heilig-Geist-Schule eingeladen. „Wer hätte das gedacht vor einem Jahr, dass wir hier auf einem Schulhof ökumenisch Weihnachten feiern“, sagte Dirk Schnieber, Gemeindereferent der katholischen Christus-König-Gemeinde.

In seiner Andacht forderte Diakon Kimm Herlyn die Menschen dazu auf, Gelegenheiten zur Begegnung zu erkennen und wahrzunehmen. Insgesamt wurden drei Open-Air-Andachten gefeiert, davon zweimal mit einem vierköpfigen Bläserensemble des Ratsgymnasiums, das mit weihnachtlichen Stücken die Lesungen unterbrach.

Seid Lichtbringer füreinander – besonders in dieser Zeit.

Superintendent Dr. Joachim Jeska

In der Matthäuskirche war derweil ein Stationen-Weg zur Krippe aufgebaut: In Ruhe und mit Abstand haben Familien auf einem Weg durch die weihnachtliche Kirche Bilder aus der Weihnachtsgeschichte betrachtet, geschriebene oder gemalte Gebete in einer Krippe abgelegt, die Krippenlandschaft und den Weihnachtsbaum betrachtet und einen Weihnachtssegen bekommen.

Den Abschluss des Heiligen Abends bildete die Christvesper mit Superintendent Dr. Joachim Jeska um 22:30 Uhr in der Matthäuskirche. Der leitende Geistliche des Kirchenkreises Osnabrück sprach über das Licht, das mit Christi Geburt in die Welt kommt, und erinnerte an ein eindrückliches Erlebnis im Petersdom 2017, als das Sonnenlicht in hellen Strahlen in die Kirche fiel. Er forderte die Gemeinde auf, „Lichtbringer zu sein füreinander“ – besonders in dieser Zeit.

Seitenwechsel zur Halbzeit

In der Jakobus- und der Timotheusgemeinde in Schinkel-Ost und im Widukindland wurde währenddessen die Weihnachtsbotschaft in die Häuser getragen. Unter dem Motto „Weihnachten on Tour“ wurde an acht verschiedenen Orten unter freiem Himmel gefeiert: auf Schulhöfen, Park- und Spielplätzen, Hofanlagen und einmal natürlich auch direkt vor den Kirchen. Zwei selbstgebastelte, beleuchtete Sterne wiesen den Menschen den Weg, die aus den umliegenden Straßen und Häusern kamen, um mit Abstand und Maske das Kind in der Krippe zu suchen. „Nach der ersten Halbzeit wurden die Seiten gewechselt“, berichtet Frank Waniek, Kirchenvorsteher in der Jakobusgemeinde. „Erst war Pastor Engler für zwei Gottesdienste in Schinkel-Ost und Pastorin Bode im Widukindland. Dann wechselten beide auf die jeweils andere Seite des Schinkelbergs für die nächsten zwei Gottesdienste.“

Nach der ersten Halbzeit wurden die Seiten gewechselt, von einer Seite des Schinkelbergs auf die andere.

Frank Waniek, Kirchenvorsteher in der Jakobusgemeinde

Das Vorhaben erwies sich als logistischer Kraftakt: „Alle Stationen mussten entsprechend vorbereitet werden, und Keyboard, Mikrofon und Lautsprecheranlage mussten innerhalb von weniger als 20 Minuten abgebaut, zur nächsten Station transportiert und dort wieder aufgebaut werden“, erklärt Frank Waniek.

Für eine Überraschung sorgte der „Auftritt“ der Jacob’s Gospel Singers, des Gospelchors der Jakobusgemeinde, der wie alle Chöre besonders unter der Corona-Pandemie zu leiden hat. Als „Stille Nacht“ erklang, zwar nur von CD, wurde es ganz ruhig auf dem Platz vor der Kirche.

30 digitale Angebote

Daneben gab es über 30 digitale Angebote zu Weihnachten, inklusive des Weihnachtsgottesdienstes des Kirchenkreises aus der St.-Katharinenkirche, der bisher rund 700-mal – auf zwei YouTube-Kanälen – aufgerufen wurde. Alle digitalen Angebote finden Sie auf der Website des Kirchenkreises zum „Nachschauen“. Es war ein besonderer Heiliger Abend im Kirchenkreis Osnabrück, den viele Menschen so schnell nicht vergessen werden. Nur eines war wie sonst auch immer am 24. Dezember: Die Kollekte wurde für Brot für die Welt gesammelt. Die evangelische Hilfsorganisation befürchtet dieses Jahr deutlich zurückgehende Einnahmen, da weniger Menschen einen Gottesdienst zu Weihnachten besucht haben. Dies hat direkte Konsequenzen für die Menschen in den vielen Ländern, die Brot für die Welt unterstützt. Wenn Sie helfen wollen, können Sie online spenden – auch nach Weihnachten:

www.brot-fuer-die-welt.de/spende