Herr Wallrabenstein, sind schon alle Vorbereitungen für den Besuch der Delegation aus Südafrika abgeschlossen?
Wallrabenstein: Die meisten sind sicher abgeschlossen. Vor allem Fragen zu den Flügen, das zähe Ringen um die erforderlichen Visa-Dokumente oder die Unterkunft in Gastfamilien in Osnabrück sind nun geregelt. Wir haben auch schon ein Programm für die Gäste zusammengestellt und sind darüber im Gespräch mit den Verantwortlichen in Südafrika.
Wie viele Menschen aus dem Partner-Kirchenkreis werden im Juni in Osnabrück zu Gast sein?
Wallrabenstein: Der Besuch im Juni wird gemeinsam von den drei Kirchenkreisen im Kirchenkreisverband Osnabrück-Stadt und -Land organisiert. In jedem Kirchenkreis werden sechs Südafrikaner*innen begrüßt. Zusätzlich kommt die persönliche Referentin von Bischof Nathi M. Myaka nach Osnabrück. Myaka ist als Bischof für die Süd-Ost-Diözese zuständig. Er selbst reist zum Ökumenischen Kirchentag in Osnabrück (OEKT) an und wirkt an verschiedenen Stellen beim OEKT (16. bis 18. Juni) mit.
Wie sieht das Programm für die Delegation aus Südafrika aus?
Wallrabenstein: Das ist sehr abwechslungsreich. Es gibt verschiedene Besichtigungen und Besuche in kirchlichen und diakonischen Einrichtungen, zum Beispiel bei der Diakonie Osnabrück Stadt und Land, bei Regionalbischof Friedrich Selter oder Superintendent Dr. Joachim Jeska. Außerdem sind wir in vielen Gemeinden unseres Kirchenkreises und auch im Osnabrücker Umland. Dann haben wir einige eher touristisch geprägte Ausflüge geplant, um den Gästen die Stadt Osnabrück, die nähere Umgebung oder auch die Nordseeküste zu zeigen, wenn das Wetter mitspielt. Zusätzlich gibt es ein musikalisches Programm.
Wie genau sieht dieses Programm aus?
Wallrabenstein: Am Donnerstag, 15. Juni, gibt es um 19 Uhr in der St.-Marien-Kirche – quasi als Auftaktveranstaltung für den OEKT – eine Podiumsdiskussion über Erfahrungen auf dem Weg zu Gerechtigkeit und Frieden. Dazu gehört auch die Arbeit der Wahrheits- und Versöhnungskonferenz in Südafrika und die Frage: „Gibt es Versöhnung ohne Wiedergutmachung?“. Im Gespräch mit Bischof Myaka und anderen internationalen Teilnehmer*innen werden Erfahrungen auf dem Weg zu Gerechtigkeit und Frieden diskutiert.
Am Samstag, 17. Juni, wirken die Gäste von 14:30 bis 16 Uhr bei der Veranstaltung in St. Johann mit zum Thema „Gerecht – Frieden durch Teilhabe“.
Außerdem werden die Gäste der drei Kirchenkreise gemeinsam als Chor proben und auftreten. Dafür sind verschiedene Orte und Konstellationen vorgesehen. In der Bonnuskirche ist für Montag, 19. Juni, 19 Uhr ein Konzert geplant. Hier singen die Gäste aus Südafrika, der Osnabrücker Afrika-Gospelchor „Njabulo“ und der Posaunenchor der Bonnusgemeinde ist auch mit dabei.
Was ist das Geheimnis der langjährigen Partnerschaft zwischen Umfolozi und dem Kirchenkreis Osnabrück?
Wallrabenstein: Dass die Partnerschaft so lange schon funktioniert, hat mehrere Gründe. Der wichtigste ist sicherlich, dass sich in beiden Kirchenkreisen seit über 40 Jahren immer wieder Menschen finden, denen die Partnerschaft ein Herzensanliegen ist. Da sind viele freundschaftliche Beziehungen gewachsen. Die gegenseitigen Besuche spielen eine ganz große Rolle. Auch waren mehrere Jugendgruppen aus unserem Kirchenkreis in Umfolozi zu gemeinsamen Arbeitseinsätzen mit den Menschen aus den dortigen Gemeinden. Die Begegnungen dort und hier, der direkte Kontakt und Austausch auf Augenhöhe sind sehr wichtig für eine lebendige Partnerschaft. Und wir ruhen uns nicht aus auf dem, was wir bisher gemacht haben. Im Juni gibt es einen Klausurtag, an dem wir gemeinsam mit den Partner*innen analysieren wollen, was gut war und ist in der Zusammenarbeit und was vielleicht noch verbessert werden kann.
Gibt es momentan Hilfsprojekte im Kirchenkreis Umfolozi, die aus Osnabrück unterstützt werden?
Wallrabenstein: Seit 2012 unterstützen wir ein regelmäßiges warmes Mittagessen für ca. 70 AIDS-Waisenkinder an der Grundschule in der Gemeinde „Ekukhanyeni“. Dort hatten die Lehrer*innen festgestellt, dass viele Kinder im Unterricht nicht konzentriert mitarbeiten konnten, weil sie nicht ausreichend zu essen hatten. Und so gibt es nun an jedem Schultag nach dem Unterricht ein warmes Mittagessen für sie.
Ursprünglich war geplant, das 40-jährige Bestehen der Partnerschaft 2021 hier in Osnabrück gemeinsam mit den Partnern aus Südafrika zu begehen. Warum findet die Feier erst jetzt statt?
Wallrabenstein: Wegen der Corona-Pandemie war das Reisen in 2021 und 2022 unsicher und mit größeren Problemen verbunden. Deswegen haben wir das Vorhaben aufgeschoben. Nun kann der Besuch aus Umfolozi auch beim OEKT dabei sein. Das eröffnet noch einmal ganz neue Möglichkeiten und Erfahrungen. Es passt alles sehr gut zusammen und die Vorfreude hier und in Südafrika ist groß.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Wallrabenstein!