An zehn Stationen in der Osnabrücker Innenstadt stellten die Laienschauspieler des Straßentheaters „Ma(h)l ganz anders“ von evangelisch.de am Gründonnerstag die Szene des letzten Abendmahls aus Leonardo da Vincis berühmtem Gemälde nach.
Los ging es vor dem Rathaus des Westfälischen Friedens. „Ich weiß was das wird: Das wird ein Häuschen“, berieten sich zwei Kinder, als sich die ersten Klappen der Tapeziertische öffneten. Mit Blick auf den weiteren Aufbau der Szene und auf die verteilten Karten mit dem Original änderten sie dann ihre Meinung und rätselten über „die Freunde von Jesus, die da alle zugehörten“. Damit hat das Straßentheater „Ma(h)l ganz anders“ von evangelisch.de um den Frankfurter Pastor und Autor Frank Muchlinsky eigentlich schon alles erreicht: rätseln, Vermutungen äußern, wiedererkennen und Bezüge herstellen.
Dass das Abendmahl von Leonardo Da Vinci zu den Bildern gehört, die sich ins kollektive Bewusstsein eingeprägt haben und wiedererkannt werden, wurde an diesem Nachmittag deutlich. Dass der Gründonnerstag von „greinen“ (vor sich hinjammern, klagen, weinen) kommt, ist dagegen eher kein verbreitetes Wissen. Der anschwillende Klagelaut der Schauspielenden, die sich ängstlich fragen „bin ich's?“, macht das deutlich. Er irritiert das Osnabrücker Publikum dann doch, bevor die Szene abbricht und sich auflöst.
Letzte Station an diesem sonnigen Apriltag ist der Altarraum in St. Marien. „Ich bin dankbar dafür, dass heute vieles mal ganz anders ist im Gottesdienst. Dass wir heute auch das Abendmahl mal ganz anders feiern“, erläuterte Pastor Both die Bedeutung des Gründonnerstag für die Begründung der Abendmahlsfeier bis heute. Die Performance unmittelbar vor dem Altarbild mit Szenen dieses letzten Abendmahls zu verfolgen, sorgte zum Abschluss des Tages für eine besondere Intensität. Das galt auch für das anschließende Abendmahl mit allen – Laienschauspielenden und Gottesdienstbesuchenden.
Regionalbischof Friedrich Selter hatte bei dem Straßentheater in der Rolle des Matthäus mitgewirkt. „Ich finde die Idee, dieses Bild öffentlich zum Leben zu erwecken, deswegen spannend, weil es das Abendmahl als einen lebendigen und vergewissernden Glaubensvollzug von Christinnen und Christen ins Bewusstsein rückt.“ Vielleicht ist das ja an diesem Gründonnerstag 2023 in Osnabrück an der ein oder anderen Stelle gelungen.