„Ich habe einen schönen Job gehabt“

Nachricht 17. Mai 2023

Pastorin Renate Jacob geht in den Ruhestand

Über 37 Jahre war Renate Jacob als Pastorin im Dienst der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, davon war sie gut 28 Jahre in Osnabrück im Einsatz. Nun wird die 65-jährige Theologin in den Ruhestand verabschiedet. Seit 2009 ist sie Pastorin in der damals aus vier Gemeinden fusionierten Südstadtkirchengemeinde. Zuvor waren ihre Einsatzorte die Lutherkirche (ab 1995) und die Margaretenkirche (ab 2002). Im Interview berichtet sie von ihren Erfahrungen und ihren Zukunftsplänen.

Frau Jacob, Sie waren in Luther, Margareten und schließlich in der Südstadtkirchengemeinde im Einsatz, in Ihrer Zeit in Osnabrück hat sich also einiges verändert. Wie das für Sie gewesen?
Jacob: Es war spannend, diese Veränderungen mitzuerleben. 1995 kam ich gemeinsam mit Pastor Martin Wolter neu in die Lutherkirche. Schon bald wurde in der Region Süd mit den Gemeinden Lukas, Melanchthon und Margareten über die einzelnen Gemeinden hinaus zusammengearbeitet. 2002 wurde die Stelle in der Voxtruper Margaretengemeinde frei, die ich dann übernommen habe. Gemeinsam mit meiner Familie bin ich in das Pfarrhaus hinter Kirche und Kindergarten eingezogen. Unsere Kinder haben hier auch den Kindergarten besucht. Für die Fusion zur Südstadtkirchengemeinde im Jahr 2009 war es sehr hilfreich, dass ich viele Themen und Bereiche aus den anderen Gemeinden bereits kannte.

Über welche vorherigen Stationen sind Sie nach Osnabrück gekommen?
Jacob: 1976 habe ich in Hannover Abitur gemacht, danach habe ich vier Semester in Hamburg studiert. Zunächst war ich noch für ein Lehramts-Studium eingeschrieben. Den Wechsel auf Theologie habe ich in noch in Hamburg gemacht. Anschließend habe ich in Tübingen und Göttingen weiterstudiert.

Wo haben Sie das Vikariat absolviert?
Jacob: Ich konnte nicht direkt nach dem Examen damit beginnen. Damals ging es los, dass nicht alle Studierenden in das Vikariat übernommen wurden. Deswegen habe ich zunächst im Kibbuz in Israel gearbeitet. Anschließend habe ich das Vikariat in Hameln und Loccum gemacht. Nach einem Jahr als Kandidatin des Predigtamtes in der Gemeinde Dollbergen zwischen Hannover und Peine kam ich 1986 in die Kirchengemeinde Nenndorf. Dort wurde ich ordiniert und blieb neun Jahre in der Gemeinde. Das war auch eine spannende Zeit. Nenndorf liegt im äußersten Zipfel der Landeskirche Hannovers im Speckgürtel von Hamburg. So gab es auch eine Nähe zur damaligen Nordelbischen Evangelisch-lutherischen Kirche, wo damals die erste Frau als Bischöfin gewählt wurde.

Wie kam der Wechsel nach Osnabrück zustande?
Jacob: Bei einem Vikariatstreffen, das ist so etwas wie ein Klassentreffen, sprach mich der damalige Superintendent des Kirchenkreises Osnabrück, Hans Hermann Hammersen, an, ob ich mich in Osnabrück bewerben wolle. Er war im Vikariat der Studieninspektor gewesen und daher kannten wir uns. Das habe ich gemacht und die Stelle in Luther bekommen.

Welche Aufgaben haben Sie gerne gemacht?
Jacob: Ich habe oft das gemacht, was mir so „vor die Füße gefallen ist“. Es gab viele Menschen, die mich gefragt haben, verschiedene Aufgaben zu begleiten oder zu übernehmen. Ich fand und finde es wunderbar, dass in meinem Beruf als Pastorin so viel Kreativität möglich ist. Sicherlich, man kann sich über die Verwaltung ärgern, aber es gibt viel Gegengewicht, eine große Vielseitigkeit im Alltag und kreative Nischen. Ich habe immer wieder gerne mit Kindern gearbeitet, zum Beispiel bei Kindergarten-Gottesdiensten oder beim Krippenspiel. Auch die Begleitung von Konfirmand*innen-Gruppen habe ich gerne übernommen. Gemeinsam mit den Diakonen habe ich die Jugendlichen auf dem Weg zur Konfirmation unterstützt und zum Beispiel für ein halbes Jahr regelmäßige Treffen mit ihnen veranstaltet. Das war super, wir hatten eine gute Zusammenarbeit. Auch jetzt noch, gerade haben wir meinen letzten Jahrgang konfirmiert. Vielleicht hat sich meine Gelassenheit im „höheren“ Alter auf die Jugendlichen übertragen.

Wie geht es jetzt für Sie weiter?
Jacob: Nach der Verabschiedung Ende Mai kommt im Juni der Umzugswagen und bringt meinen Hausstand nach Flensburg. Dort habe ich seit vergangenem Jahr eine kleine Wohnung und werde ich mich ganz neu orientieren.

Was zieht Sie nach Flensburg?
Jacob: Etwas Neues anzufangen, ist ganz belebend. Und wann soll ich das angehen, wenn nicht jetzt? Der Umzug bringt natürlich gemischte Gefühle mit sich. Es ist traurig, Abschied nehmen zu müssen. Ich freue mich aber auch darauf, mehr Zeit zu haben. Und ich freue mich auf die schöne Umgebung in Flensburg, die Flensburger Förde, die Ostsee. Es ist bestimmt spannend, die Kultur der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein kennenzulernen. Ich würde gerne wieder im Chor singen. Sicher werde ich dort auch anbieten, dass ich Vertretungen übernehmen kann, um Kolleg*innen zu entlasten. Ich weiß ja, wie schwierig das manchmal ist. Aber vielleicht noch nicht sofort.

Sind die Umzugskartons schon fertig gepackt?
Jacob: Nein, noch nicht. Aussortiert und verschenkt habe ich aber schon vieles. Denn jetzt habe ich 130 Quadratmeter Wohnfläche plus Keller und die neue Wohnung ist nur halb so groß.

Was wird Ihnen fehlen?
Jacob: Osnabrück ist eine schöne Stadt, man kann hier gut leben. Ich habe viele tolle Menschen kennengelernt, von denen ich mich jetzt nach und nach verabschiede und die mir natürlich fehlen werden. Und dann werde ich das Theater Osnabrück vermissen.

Würden Sie heute noch einmal die Entscheidung treffen, Pastorin zu werden?
Jacob: Ja, das würde ich. Ich habe einen schönen Job gehabt. Sicher gab es viele Veränderungen. Dennoch würde ich heute den gleichen Beruf ergreifen. Die Zeit, die ich im Pfarramt hatte, war gut. Mir haben die Freiräume und die Möglichkeiten der Gestaltung sehr gut gefallen und ich habe gerne mit den verschiedenen Menschen zusammengearbeitet, die mir begegnet sind.

Vielen Dank für das Gespräch!

Am Pfingstsonntag, 28. Mai, verabschiedetet die Südstadtkirchengemeinde Pastorin Renate Jacob um 16 Uhr in den Ruhestand. Auf dem Programm stehen ein Gottesdienst in der Lutherkirche und anschließend ein Sommerfest mit der Gemeinde.