Als Paul Erich Ewert im Dezember 1948 seine Stelle als Kirchenmusiker in der Gemeinde St. Marien in Osnabrück antrat, gründete er noch im selben Monat die Marienkantorei. In einer Zeit, die noch gänzlich vom Nachkriegsgeschehen geprägt war, war dies ein starkes Zeichen der Hoffnung und des Aufbruchs für die Gemeinde und für die Stadt Osnabrück. Fortan prägte der Laienchor das kirchenmusikalische Gemeindeleben. Mitgestaltung der Gottesdienste, Konzertveranstaltungen und Reisen in das europäische Ausland im Zeichen der Freundschaft und des musikalischen Austausches zählten in den nun folgenden 75 Jahren zum regelmäßigen Programm. Viele Sängerinnen und Sänger fanden hier eine musikalische Heimat, oft für Jahrzehnte. Fünf Chorleiter*innen gaben der Kantorei bis heute in Form von Werkauswahl, Leitungsstil und Charakter ihr ganz eigenes persönliches Gesicht. Doch eins blieb immer gleich: die Freude am gemeinsamen Gesang und der freundschaftlichen Gemeinschaft.
Heute zählen rund 60 Sängerinnen und Sänger aus Stadt und Landkreis zur Marienkantorei. An ihren Aufgaben hat sich wenig geändert. Wöchentlich trifft sie sich unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Carsten Zündorf zum gemeinsamen Proben. Kantategottesdienste, Festlicher Advent, Weihnachtsoratorium, a-cappella-Auftritte, große sinfonische Konzerte und anderes gehören auch weiterhin zur guten und beständigen Tradition. Auch das musikalische Gesicht der Stadt Osnabrück prägt sie entscheidend mit. Dabei sucht sie den Austausch und das freundschaftliche Miteinander zu anderen Musik- und Kulturschaffenden der Stadt, nicht selten in gemeinsamen Konzertveranstaltungen. Zu den Highlights der letzten Jahre gehören zudem Konzertreisen nach Prag (2009) und Derby/UK (2018). Auch im Jubiläumsjahr geht es wieder gemeinsam los: So wird die Marienkantorei ihr „Friedensprogramm“ im Oktober in der Partnerstadt Haarlem zur Aufführung bringen.
Am Samstag, 10. Juni, beginnt um 19:30 Uhr ein Festkonzert zum Jubiläumsjahr in der St.-Marien-Kirche. Aktive und Ehemalige aus drei Generationen kommen, um gemeinsam zu singen, zu feiern, sich auszutauschen und zu konzertieren. An zwei Probentagen erarbeiten sie ein Konzertprogramm, das allein aus den Wünschen der Sängerinnen und Sänger entstanden ist. Ein Kessel Buntes, das die Vielfalt der Marienkantorei, vor allem aber ihre Freude am gemeinsamen Singen zeigt. Der Eintritt ist frei. Im Anschluss an das Konzert findet ein Empfang im Chorumgang statt. Ein Rundgang durch die Ausstellung „75 Jahre Marienkantorei“ ist möglich.