Auftakt für den Bau der Friedensorgel: Mit einer musikalischen Soirée hat die Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde St. Katharinen den Startschuss für den Bau einer neuen Orgel gefeiert. Im Jahr 2023, passend zum 375-jährigen Jubiläum des Westfälischen Friedens, soll die Orgel in voller Größe erklingen. Etwa 1,5 Millionen Euro wird das Projekt kosten, für das die Gemeinde und der für den Bau der Orgel gegründete Förderverein bisher 1,2 Millionen Euro Fördergelder und Spenden gesammelt haben.
Gäste bei der Soirée waren neben dem „Jungen Osnabrücker Vokalensemble“ die Schirmherren des Projekts. Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister und Bundespräsident a.D. Christian Wulff debattierten zum Thema „Tun wir genug für den inneren und äußeren Frieden?“. Die Moderation hatte die Historikerin Prof. Dr. Siegrid Westphal von der Universität Osnabrück übernommen. Friedrich Selter, Regionalbischof des Sprengels Osnabrück, betonte in seinem Grußwort die Rolle der Musik in der Kirche: „Die Musik ist die Sprache aller Menschen. Mit der Musik hören wir, was Jesus Christus sagt.“
„Genießen Sie mit uns den wunderbaren Klang in unserer Kirche, auch wenn heute die Orgel stumm bleibt“, lautete die Aufforderung von Pastorin Andrea Kruckemeyer und Jan David Dreyer, Vertreter des Kirchenvorstands und des Fördervereins. Das „Junge Osnabrücker Vokalensemble“ mit vier Sängerinnen und vier Sängern übernahm die musikalische Gestaltung der Veranstaltung, bei der die derzeitige Orgel stumm blieb.
„Frieden, in dem alle Menschen leben können“
Mit Blick auf die Feier zum 75-jährigen Bestehen des Bundeslands Niedersachsen verwies Wulff darauf, dass Frieden immer auch mit der Achtung von Menschenrechten, Freiheit und Toleranz verbunden sein müsse. „Es muss einen Frieden geben, in dem alle Menschen auf der Welt leben können. Das gibt es im Moment in vielen Ländern der Welt nicht“, sagte Christian Wulff. „Als Theologe möchte ich hier den Begriff des ‚Shalom‘ verwenden“, ergänzte Ralf Meister. Dieser stehe dafür, dass der Mensch Frieden finde mit seiner Umwelt und Mitwelt, auch im Kontext mit der Bewahrung der Schöpfung.
Westphal hinterfragte, welche Rolle Kirchen und Religionen bei Friedensprozessen spielten. Landesbischof Meister verwies darauf, dass „Kirchen Orte des Friedens sind. Das zeigt unter anderem die Friedensgemeinschaft Sant’Egidio in Rom. Wenn Menschen, die sich streiten, sich in der Kirche begegnen, wird der Ton ein anderer. Auf einmal beginnt man, einander zuzuhören.“ Auch die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers setze sich für den Weg des gerechten Friedens ein und fördere Orte, an denen friedenspädagogische Arbeit geleistet werde. „In diesen Weg des Friedens müssen wir die Menschen mit hineinnehmen“, so Meister. Der gebürtige Osnabrücker Christian Wulff betonte, dass jeder, der „im inneren Frieden lebt, den Frieden auch nach außen tragen kann.“ Dabei komme auch der Musik und der kulturellen Bildung eine besondere Rolle zu, erklärte die Historikerin Westphal. Und es „braucht Menschen, die den Frieden um jeden Preis wollen. Das war beim Schluss des Westfälischen Friedens auf katholischer und evangelischer Seite der Fall“, sagte Westphal.
Neubau notwendig
In den Dienst der aktiven Friedensarbeit und der Stadtgesellschaft stellt die Kirchengemeinde St. Katharinen ihre Friedensorgel. Nötig ist der Neubau der Orgel wegen vieler Mängel im derzeitigen Instrument. „Auch der Orgelsachverständigenausschuss unserer Landeskirche hat festgestellt, dass ein Neubau notwendig ist“, berichtete Pastorin Andrea Kruckemeyer. Mit Jan David Dreyer stellte Kruckemeyer den Stand des Projekts und die weiteren Pläne vor.
300.000 Euro fehlen noch
Im Juni dieses Jahres beauftragte der Kirchenvorstand von St. Katharinen den Schweizer Orgelbauer Andreas Metzler mit der Planung der Friedensorgel. „Das ist ein historisches Ereignis und es liegt noch ein Stück Arbeit vor uns“, sagte Dreyer. Die Orgel werde in drei Abschnitten errichtet und nach jeder Bauphase spielbar sein. „Von der Friedensorgel soll aktive Arbeit für den Frieden ausgehen, zum Beispiel Konzerte, Ausstellungen, Nachwuchsförderung, Begegnungen und Bildungsarbeit. Die Orgel wird ein klingendes Friedenssymbol sein“, betonte Dreyer. Allerdings fehlten noch etwa 300.000 Euro, um alle Bauabschnitte wie geplant zu realisieren. „Viele Menschen habe sich sehr stark engagiert, dafür sind wir sehr dankbar. Auch den Paten des Projekts, Landesbischof Meister und Bundespräsident a.D. Wulff gilt unser Dank dafür, dass sie helfen, unsere Vision von der Friedensorgel Wirklichkeit werden zu lassen“, sagte Kruckemeyer.