Am Freitag haben sich die Leitungen der evangelischen Kindertagesstätten im Kirchenkreis Osnabrück auf dem Marktplatz versammelt, um gegen das geplante Kita-Gesetz in Niedersachsen zu protestieren. Mit einer Postkarten-Aktion setzen sie sich für eine Verbesserung der Qualität der Kinderbetreuung sowie für mehr Wertschätzung für ihren Beruf ein.
Besserer Personalschlüssel entscheidend für Qualität
„Seit über 20 Jahren warten wir auf ein neues Kita-Gesetz“, sagte Antje Marotz, Pädagogische Geschäftsführerin der Kitas im evangelischen Kirchenkreis. „Nach der Einführung der Elternbeitragsfreiheit sollten qualitative Verbesserungen kommen. Wir brauchen dringend eine bessere Personalausstattung, mehr Zeit für Leitungen und mehr Verfügungszeiten für pädagogische Fachkräfte.“ Im Mittelpunkt der Forderungen, die von einem breiten Bündnis aus Eltern, Kirchen, Gewerkschaften und Wohlfahrtspflege unterstützt werden, steht eine deutliche Verbesserung des Betreuungsschlüssels von Kindern und Fachkräften. Das geht mit zusätzlichen Fachkräften für die Betreuung in den Gruppen, „oder durch weniger Kinder pro Gruppe“, wie Claudia Kaminski, Leiterin der Martins-Kita in Osnabrück-Hellern, erklärte. Gegenwärtig müssen zwei Erzieher*innen bis zu 25 Kindern gleichzeitig gerecht werden. Die Politik habe mehrfach zugesichert, dass die dritte Fachkraft pro Gruppe komme. Im neuen Kita-Gesetz sei davon jedoch keine Rede mehr. Dabei sollen Erzieher*innen immer mehr Aufgaben schultern, von Sprachförderung über Entwicklungsdokumentationen und Elterngespräche bis hin zu Beauftragungen für Hygiene oder Arbeitssicherheit.
„Wir wollen gesehen und gehört werden“
Frank Henning, Osnabrücker SPD-Landtagsabgeordneter, Annette Meyer zu Strohen, für die CDU Osnabrück im niedersächsischen Landtag, und Thomas Klein, Mitglied der grünen Ratsfraktion, nahmen die Forderungen der Kita-Leitungen in Form von Postkarten an Kultusminister Tonne vor der Marienkirche entgegen. „Wir wollen gesehen und gehört werden“, brachte Sabine Busmann, Leiterin der Evangelischen Kinderkrippe an der Turmstraße und der Paul-Oeser-Straße, stellvertretend für alle Leitungen ihre Unzufriedenheit mit dem neuen Kita-Gesetz zum Ausdruck. „Wir wünschen uns eine Novellierung der Novellierung.“ Alle drei Politiker*innen betonten unisono, dass sie fachlich ganz auf der Seite der Erzieher*innen seien, aber das Problem sei die Finanzierung – vor allem vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie. So habe der Landtag in Hannover bereits zwei Nachtragshaushalte im Gesamtumfang von 12,8 Milliarden Euro für die Bekämpfung der Corona-Krise verabschiedet.