Vielfalt darstellen und fördern
Die Zweigeschlechtlichkeit sei als Norm durch die Gesellschaft konstruiert, betonte Kristina Lunk, Referentin für LSBTI* im niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung. In der Biologie sei ein breites Spektrum zwischen männlich und weiblich vorhanden, auch die Intergeschlechtlichkeit gehöre dazu. „Das binäre System entspricht nicht mehr der Realität“, sagte Lunk. Die weit verbreiteten Assoziationen zu Geschlechterrollen seien gesellschaftliche Arrangements, die über lange Zeiträume entwickelt worden beziehungsweise entstanden seien. Umso wichtiger sei es nun, Vielfalt darzustellen und zu fördern. „Und auch zu intervenieren, wenn stereotypische Muster im Mittelpunkt stehen“, so Lunk. Dazu gehöre auch eine gendergerechte Sprache, denn diese sei „ein mächtiger Faktor in der Chancengleichheit.“ Eine offenere Kommunikation habe eine realitätsabbildende Funktion, sodass nicht-binäre Menschen sich akzeptierter fühlen könnten.
Für Offenheit warb auch Kimm-Stefan Herlyn, Diakon und Jugendwart im Evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Osnabrück, der aus seiner praktischen Arbeit mit Jugendlichen berichtete. „Sie müssen erfahren, dass sie angenommen sind, dann können sie offen über ihre Geschlechteridentität sprechen. Wenn wir ihnen Raum geben, dass sie sich öffnen können“, so Herlyn.
Sowohl um die gendergerechte Sprache als auch um die Aufgaben in der praktischen Arbeit in der Kirche drehte sich die anschließende Podiumsdiskussion, die auch die Fragen der Gäste vor Ort und aus dem Chat der Videokonferenz aufnahm. Mit Unterstützung der Chat-Betreuerin Cornelia Renders moderierten Rita Steinbreder, Gudio Schwegmann-Beisel und Helga Kramer die Runde. Organisiert hatten die Veranstaltung Gudio Schwegmann-Beisel (Männerarbeit im Sprengel Osnabrück), Rita Steinbreder (Frauenarbeit im Sprengel Osnabrück), Hartmut Marks-von der Born (Berufsschulpfarramt der BBS), Helga Kramer (Evangelische Studierendengemeinde Osnabrück) und Christian Bode (Evangelische Erwachsenenbildung Osnabrück).
* LSBTI – lesbische Frauen, schwule Männer, Bisexuelle, trans* und intergeschlechtliche Menschen