In Arbeitsgruppen mit Religionslehrkräften, Berufsschulpastoren und Schülerinnen einer Berufsbildenden Schule in Osnabrück haben sich Pastor*innen und Diakon*innen aus dem Evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Osnabrück intensiv mit dem Thema „Christlicher Religionsunterricht in Niedersachsen“ auseinandergesetzt.
Ausgehend von einem gemeinsamen Positionspapier der Schulreferent*innen der evangelischen Kirchen und katholischen Bistümer wird die Einführung des Schulfachs „Christlicher Religionsunterricht“ (CRU) in Niedersachsen vorgeschlagen und auf verschiedenen Ebenen beraten. Jetzt nahm die Dienstbesprechung der hauptamtlich Mitarbeitenden im Kirchenkreis Osnabrück dieses Thema auf und diskutierte über die Vor- und Nachteile eines gemeinsam verantworteten christlichen Religionsunterrichts.
Mit Schülerinnen der Berufsbildenden Schule am Pottgraben und Lehrkäften verschiedener Schulformen hatten die Berufsschulpastoren Hartmut Marks-von der Born und Dr. Arthur Manukyan mehrere Gesprächspartner*innen eingeladen. Sie berichteten aus ihren Erlebnissen im Schulalltag, in dem häufig der Religionsunterricht konfessionell-kooperativ erteilt werde. Der CRU sei eine Weiterentwicklung dieser erfolgreichen Zusammenarbeit, heißt es im ökumenischen Positionspapier.
Für die Organisation des Schulalltags mit der Verteilung von Lehrkräften und der Stundenpläne bringe eine Einführung des CRU vermutlich Erleichterung, lautete eine Einschätzung. Die interessanten Themen des Religionsunterrichts ermöglichten eine Auseinandersetzung mit vielen großen Fragen im Leben, betonten Schülerinnen der Berufsbildenden Schule am Pottgraben. Über die Schule außerdem sei der Kontakt zu Schüler*innen möglich, die von Kirchengemeinden oder anderen Einrichtungen nicht erreicht würden, hieß es weiter.
Nicht in allen Schulen sei jedoch die Eingrenzung auf einen christlichen Religionsunterricht hilfreich, hob Marks-von der Born, Pastor und Schulseelsorger an der Berufsbildenden Schule am Pottgraben, hervor. Ein konfessionell-kooperativer Unterricht lasse sich den Schüler*innen besser vermitteln und senke die Hemmschwelle, daran teilzunehmen, meinte Arthur Manukyan, der als Religionslehrer und Schulseelsorger am Berufsschulzentrum am Westerberg tätig ist. „So entstehen in den Klassen heterogene und vielfältige Gruppen von Schüler*innen, die nur geringes Interesse an Religion haben oder sogar bisher gar keine Berührung damit hatten. Gemeinsam arbeiten wir an spannenden Themen wie der religiösen Bedeutung von sozialer Gerechtigkeit, Glück oder Freiheit.“ Beide befürchten, dass die Bezeichnung „Christlicher Religionsunterricht“ abschreckend wirken und die wertvolle integrative Funktion des Religionsunterrichts verloren gehen könnte. „Die Bezeichnung ‚Christlicher Religionsunterricht‘ ist aus der Realität der Kirchen gedacht, aber nicht aus der Realität aller Schulen“, so Manukyan. Die Wirklichkeit – zumindest an den Berufsbildenden Schulen – sei eine gänzlich andere.
Die Grundrichtung des CRU sieht Superintendent Dr. Joachim Jeska als ermutigendes Signal. „Der Prozess der Etablierung muss natürlich sorgsam stattfinden. Ich finde es wichtig, allen Beteiligten – Schulen, Lehrkräften und Eltern – hier genügend Zeit einzuräumen, damit das gelingen kann.“ So müsse geklärt werden, welche Veränderungen in der Ausbildung von Lehrkräften nötig seien oder wie in den Schulen Lerncurricula angepasst werden müssten.