Die Evangelische Erwachsenenbildung will Frauen in Niedersachsen zu Kulturmittlerinnen ausbilden. Ein Jahr lang treffen sich einmal im Monat bildungsinteressierte Frauen verschiedener Religionen und Kulturen und tauschen sich über ihre Lebensgeschichten aus, erläuterte Projektleiterin Vivien Neugebauer am Dienstag in Osnabrück. Sie lernen im sogenannten „transkulturellen und interreligiösen Lernhaus der Frauen“, wie sie gewaltfrei und auf Augenhöhe, mit Respekt und Empathie kommunizieren können. Zudem bekommen sie Strategien zur Lösung von Konflikten an die Hand, die sich aus unterschiedlichen Wertvorstellungen ergeben.
Die Themen und Inhalte der jeweils drei Stunden dauernden Abende bestimmten die Teilnehmerinnen selbst. Die Erfahrung früherer Kurse zeige, dass es häufig um Frauenbilder, Rassismus- und Gewalterfahrungen gehe, aber auch um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder sexuelle Identität. Die Absolventinnen sollten ihre Kenntnisse weitertragen in ihre Familien, Freundeskreise, Glaubensgemeinschaften, Berufe und ehrenamtlichen Tätigkeiten, sagte die Projektleiterin. Ziel sei es außerdem, die Frauen in ihren Kompetenzen und in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken. „Sie können so dazu beitragen, dass Menschen in einer vielfältigen Gesellschaft friedlicher und solidarischer miteinander leben.“
Das Konzept der Frauen-Lernhäuser wurde Neugebauer zufolge bereits 2001 in Berlin entwickelt. Etabliert habe es sich seit zehn Jahren in Hamburg, Münster und Ulm, wo jährlich neue Lernhaus-Kurse angeboten würden. Die ausgebildeten Kulturmittlerinnen würden dort unter anderem in der Jugendhilfe und in Schulen eingesetzt.
In Niedersachsen startet ein Lernhaus-Kurs Ende August in Osnabrück. In Hannover sei bereits ein Kurs abgeschlossen, ein weiterer habe in Göttingen begonnen, berichtete Neugebauer. Noch mindestens zwei Lernhäuser sollen bis 2024 in anderen Regionen angeboten werden. Das Projekt wird unter anderem vom Landesverband der israelitischen Kultusgemeinden und dem Netzwerk der Migrantinnen-Selbst-Organisation begleitet. Förderer sind unter anderem die Klosterkammer und die Hanns-Lilje-Stiftung. Schirmherrin ist die niedersächsische Migrationsbeauftragte Doris Schröder-Köpf.
Quelle: „epd Niedersachsen-Bremen“