Seit Wochen protestieren in Osnabrück und anderswo Tausende gegen die Corona-Politik – lautstark gebrüllte Hetzparolen inklusive. Ein breites Bündnis in der Friedensstadt schlägt jetzt andere Töne an. Es lädt am Samstag zu sachlichen Gesprächen ein.
Das neue Osnabrücker Bündnis „Demokrat_innen für Respekt“ will am Samstag, 5. Februar, mit einem Aktionstag für eine von gegenseitigem Respekt geprägte Debatte um die Corona-Politik werben. Vertreter des Bündnisses, das von Parteien, Verbänden, Vereinen, Kirchen, Hochschulen und Institutionen gegründet wurde, wollen an zahlreichen Plätzen in der Innenstadt mit den Bürgern ins Gespräch kommen, sagte Sprecher Ralf Garten von der Hochschule Osnabrück am Dienstag. Das dezentrale Format sei auch den hohen Corona-Infektionszahlen geschuldet.
Der Aktionstag sei eine Reaktion darauf, dass die Diskussionen in sozialen Netzwerken, Demonstrationen und Debatten immer häufiger von Hass und Hetze geprägt sei: Da müssten diejenigen, „die für Demokratie eintreten, auch mal sagen: So geht es nicht weiter“, sagte Garten. In Osnabrück demonstrieren seit Wochen jeweils samstags an die 2.000 Menschen mit zum Teil hetzerischen Wortbeiträgen gegen die Corona-Politik.
Demokratie sei Meinungsvielfalt und streitbarer Austausch, heißt es in dem Aufruf des Bündnisses „Uns eint, diesen Umgang gewählt zu haben und das Ergebnis eines demokratischen Dialogs zu akzeptieren.“ Die Initiatoren fordern, die Gesundheit aller zu respektieren und Politikern wie auch Polizeibediensteten und Beschäftigen im Gesundheitswesen Respekt entgegenzubringen. Ebenso wichtig sei der Austausch unterschiedlicher Meinungen: „Lasst uns zusammen und streitbar unsere Zukunft gestalten!“
Der evangelische Theologe Reinhold Mokrosch betonte als Sprecher des Runden Tisches der Religionen, es sei wichtig, die Meinung aller anzuhören, egal ob Impfgegner oder -befürworter. Die Bürger müssten zu einem friedlichen Meinungsaustausch zurückkehren. Roland Knillmann warb als Vertreter von Caritas und Diakonie für Solidarität als einzigen Ausweg aus der Pandemie.
Das bedeute allerdings nicht, dass jede Behauptung unwidersprochen hingenommen werden müsse, betonte Eva Güse, Vorstandssprecherin der Osnabrücker Grünen. Auch die Osnabrücker CDU-Vorsitzende Verena Kämmerling unterstrich, dass eine Grenze überschritten werde, wenn etwa Gegner der Corona-Politik sich mit Holocaust-Opfern vergleichen. Es gehe allgemein um eine Versachlichung der Diskussion.